Sitten, Ämter, Traditionen - Ein Streifzug durch das Haus Nangist:

Ermattet und zerkratzt kommst Du soeben durch das Stadttor aus dem Wald und begibst Dich entlang der Hauptstraße ins Dorf zurück in das Viertel der Nangisten. Zu deiner Rechten liegen bereits die Stallungen und Schuppen für die Fuhrwerke, von den Nangistenfernhändlern. Vornehmlich also angehö­rigen der Familie Tergideon. Und wie um deine Gedanken zu bestärken hörst Du von dort auch die laute Stimme des Ältesten der Tergideons, dem Oberhaupt jener Familie, zu Dir herüber dringen. Barsch weist er jemanden zurecht, bloß vorsichtig mit seinen Waren umzugehen. Er hat es eilig, offensichtlich hat der Patron eine Versammlung der Ältesten aller Familien eingeladen. Du erinnerst dich voller Ehrfurcht an die alten Namen: Alkurion, Scheckon, Boldadir und Tergideon.

---------------- Menneskard ------------
---------------- Menneskard ------------

Kurz darauf gelangst Du zu dem schmaleren Weg, der in das Nan­gistenviertel führt. Direkt an der Einmündung ragt mit seinen gleich einem Torbogen gewundenen Zwei­gen aus weißem Holz der Menneskard auf. An seinen Ästen mit Schnüren und Riemen geknotet ent­deckt man, mal offensichtlich, mal halb von den Ästen verborgen, Amulette, Tierknochen, komplizierte Knüpfkünste, Gesteine, Phiolen, Pfeilspitzen, kurz: Kleine Trophäen und Symbole jeglicher Art. Die Men­neskeverd. Jene Ehrenzeichen, die jeder Nangist nach einer besonders ehrenhaften, gefährlichen oder heldenhaften Tat dort anbringen und mit stolz die Geschichte dazu erzählen kann. Und die dort hängen bleiben, bis Ihre Anbringer und die Geschichten vergessen sind.

Direkt daneben steht ein Güldringer. Ungeduldig mit einem Fuß im Sand scharrend scheint er auf etwas zu warten. Und als du den Weg entlang blickst, siehst Du auch worauf: Die Tältwächterin, die Fremde und Gäste bei Euch willkommen heißt und zu eurem Versammlungsplatz (der Tältenhalla) einlädt oder in seltenen Fällen auch ablehnt, ist noch beschäftigt. Du wirst später zu ihr gehen und ihr berichten, daß der Güldbach wieder Hochwasser führt. Sicherlich hat Sie Neuigkeiten für Dich.

 -----------------   Asenki   ----------------------
----------------- Asenki ----------------------

Sie steht gerade vor drei anderen Nangisten und überreicht nacheinander jedem ihren Kupferkelch, aus dem er einen tiefen Schluck nimmt. Der Felloussluork, auf den der Führer der Gruppe üblicher Weise vor dem Verlassen des Dorfes einlädt und mit dem man seine Kameradschaft und Freundschaft bestärkt, aber auch Abschied von den anderen nimmt. Weiß ein Nangist doch nie, wie und wann, und ob er über­haupt zurückkehren wird.

Du aber passierst den Güldringer und stellst deinen Kräuterkorb, deinen Rucksack und dein Messer erst einmal beim Asenkki ab. Jener wackeligen Konstruktion, wo ihr alles platziert, was man bei einem plötz­lichen Aufbruch in den Wald benötigen könnte. Von deiner Last befreit gehst Du weiter den Weg entlang zur Tältenhalla und passierst dabei das imposante Banner mit dem weißen Baum darauf. Ein Ort der Einkehr und der Muße. Der Buße und der Andacht, an dem gerade der Älteste aus der Familie Scheckon in einem Gebet verharrt

-------------- Der Weiße Baum ----------------
-------------- Der Weiße Baum ----------------

Als Du durch einige Felle hindurch zu den Tischen, Bänken und Feuern der Tältenhalla trittst, schlägt Dir Rauch und Gelächter entgegen. Einige Bekannte nicken Dir fröhlich zu während andere mit ihrem Tag­werk fortfahren. Die meisten verstummen, um Dir Gelegenheit zu geben, etwas Wichtiges los zu werden, sollte Bedarf daran bestehen. In der folgenden Stille kann man hier, wieder näher am Rand des Dorfes, von jenseits des Triunswalls den Scyldwächter rufen hören. „Scyld!“ durchdringt seine ferne Stimme nur verzerrt die Dämmerung. Augenscheinlich wird es schon wieder Abend und der Scyldwächter ist dabei die Lichter zu entzünden, die den Schildenholz vom Grabforst trennen. Und die einem damit auch anzei­gen, wo die Grenze verläuft, welche die Blutleere nicht übertreten wird.

Vererbung der Ämter

Der Patron: es ist bei den Nangisten Recht und Billig, dass der amtierende Patron seinen Nachfolger als "Rechte Hand" bestimmt. Sollte der Patron sein Amt nicht mehr ausführen können, wird diese automatisch zum nächsten Patron ernannt. Für das Amt des Patrons ist ein Nangist auf Lebenszeit benannt. Erst wenn eine deutliche Mehrheit der Nangisten ihm die Gefolgsschaft verweigern oder der Patron das Amt nicht mehr ausführen möchte, wird sein Nachfolger bestimmt. Gibt es eine rechte Hand, so ist diese der Nachfolger, wenn nicht bestimmen die Ältesten einstimmig einen aus ihrer Mitte zum nächsten Patron.

Die Tältwächterin: in den frühen Jahren war das Amt der Tältwächterin bei den Nangisten ein bewegliches Amt, es wurde nach Belieben weiter gegeben und wieder zurück gefordert. In den letzten Jahren hat sich dieses angepasst. Die Tältwächterin entscheidet, wer in Ihrer Abwesenheit eine Vertretung stellt und fordert das Amt zurück, sobald ihr danach ist. Sie alleine bestimmt auch ihren Nachfolger und bildet diesen aus.

Die Ältesten: wie der Patron ist auch ein Ältester auf Lebenszeit an dieses Amt gebunden. Erst wenn dieser das Amt nicht mehr ausführen kann oder möchte, wird ein Nachfolger bestimmt. Die Mitglieder dieser Familie bestimmen selber, wer das neue Amt ausführen möchte, diese Entscheidung muß aber einstimmig sein. Sollte dies nicht gelingen, führt der Patron das Amt des Ältesten, bis eine Entscheidung herbeigeführt wurde.